Jagd & Einsatz
Schwarzwildbracken sind hochpassionierte und intelligente Jagdhunde. Kann man Ihnen keine Jagdgelegenheit bieten ist es durchaus typisch, dass sie selbständig eine Jagd organisieren. Bildlich ausgedrückt handelt es sich um Berufsverbrecher und nicht um Gelegenheitsdiebe.
Ich befinde mich in der glücklichen Situation, sämtliche Hunde auch außerhalb der herbstlichen und winterlichen Drückjagdsaison einsetzen zu können, u.a. als Unterstützung ibei anfallenden Nachsuchen. Das Aufgabenfeld für die Kopovs besteht dabei hauptsächlich in schwierigen Hetzen an krankem Wild, z.B. nach Verkehrsunfällen mit unsicherem Verletzungsbild. Die Hunde sind körperlich und psychisch mit allen notwendigen Voraussetzungen ausgestattet und können in dieser Disziplin ihr ganzes Potential ausschöpfen: Sie sind wendig, weniger hitzeanfällig als andere Rassen und konditionell sehr stark. Dazu kommt ihr unbändiger Willen und die gesunde Wildschärfe. Viele schwere Hetzen, auch von anderen Hunden abgebrochene und scheinbar aussichtslose, konnten diese Hunde erfolgreich beenden.
Bild 1: Standlaut im Schilf; Foto: Tamas Schenek
Auf einer Vielzahl an Einsätzen in mehreren Jahren, zum Teil unter extremen Bedingungen, sind mir die Eigenschaften/ Eigenheiten und das Potential dieser Hunde sehr gut bekannt geworden. Nachfolgend möchte ich einige Erfahrungen schildern:
Bild 2: Unkas (Char s. sobrany) stellt nach Hetze kranken Überläufer; Foto: Verfasser
Die Schwarzwildbracken sind robuste, wendige, wildscharfe und orientierungssichere Hunde, die mit hohem Finderwillen und großer Instinktsicherheit ausgestattet sind. Sie bringen alle Voraussetzungen für einen Spezialisten als Saujäger mit und sollten entsprechend eingearbeitet und eingesetzt werden.
Bild 3: Artos vom Hexenkamp stellt Überläufer; Bild: Verfasser
In Abhängigkeit der Revierbeschaffenheit und der persönlichen Vorliebe kann der Hund vom Stand geschnallt oder gemeinsam mit dem Hundeführer durchgehen. Beide Varianten haben ihre Vorzüge und nicht wenige Hunde können sich erfolgreich auf beide Situationen einstellen.
Der durchgehende Hundeführer kann seinen Hund gezielt an die Sauen bringen und im Bedarfsfall sofort unterstützen. Dabei nutzen die Hunde die Führerfährte als Orientierungs- und Ausgangslinie und halten i.d.R. deutlich Führerkontakt. Die Hunde gewöhnen sich an die Unterstützung des Führers und neigen dazu, vor allem in Kombination mit weiteren Hunden, den Sauen nahe zu Leibe zu rücken. Das Gefährdungspotential für den Hund ist verhältnismäßig hoch. Da die Hunde in der Regel kürzer jagen als die standgeschnallten Hunde ist auch die Bejagung kleinerer Jagdbögen möglich. Vor allem von Hundeführern aus den wildreichen nord-ostdeutschen Revieren (BB und M.-V.), die häufig aufgrund großer Schilfpartien, Brüche etc. schwer zu bejagen sind, wird diese sehr intensive Art des gemeinsamen Jagens mit großer Fachkenntnis und hoher Effizienz betrieben.
Bild 4: Keiler überläuft Hund und nimmt blitzschnell an; Bild: Verfasser
Die standgeschnallten Hunde müssen sich selbständig vom Hundeführer lösen und suchen in der Regel weiträumiger. Diese Variante ist vor allem in wildärmeren, größeren Revieren, sowie aus Sicherheitsgründen auf „dichtbestockten“ Gesellschaftsjagden, von Vorteil. Von diesen Hunden wird ein hoher Grad an Selbständigkeit, Durchhaltewillen und Finderwillen gefordert. Wichtig dabei ist, dass der Hundeführer sowohl willens als auch körperlich in der Lage ist, dem Hund zu helfen: Bei anhaltendem Standlaut muss der Stand verlassen, notfalls 700 m durchs Treiben gelaufen und dem Hund geholfen werden. Sollte dies wiederholt ausbleiben, stellt sich der Hund früher oder später um und jagt „Friedwild“. Da der Hundeführer auf diesen Jagden keinen Einfluss auf das Jagdverhalten ausüben kann, ist eine solide Prägung des Hundes auf Sauen wesentliche Vorraussetzung.
Bild 5: Artos vom Hexenkamp jagd Überläufer; Bild: Verfasser
Leider muss die fehlende jagdliche Einsatzmöglichkeit bei vielen Besitzern für neue Betätigungsfelder herhalten. Dazu möchte ich kurz Stellung beziehen:
Die Schwarzwildbracken sind vom Wesen temperamentvolle und eigensinnige Hunde, die seit Generationen vorrangig zur Jagd auf warmer Fährte gezüchtet und entsprechend selektiert wurden. In Ihrer Heimat wird zwar immer wieder berichtet, dass mit den Kopovs erfolgreich nachgesucht wird. Dazu gebe ich zu bedenken, dass die Schalenwilddichten und entsprechend die Verleitung in den slowakischen Revieren, u.a. durch Anwesenheit von Wolf, Luchs und Bär, in der Regel deutlich geringer sind als bei uns. Die verhältnismäßig hohen Anforderungen des Faches Schweiss in den ersten Prüfungsordnungen des SBV darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass unsere Hunde keine Spezialisten im Fach Schweiss sind. Die verschwindend geringe Anzahl an Kopovs, die bei uns in der Praxis professionell, umfangreich und erfolgreich auf Nachsuchen eingesetzt werden, bestätigt dies.
Wer einen Hund vorrangig zum Nachsuchen braucht und diesem auch eine entsprechend hohe Anzahl an Einsätzen bieten kann, sollte sich für eine andere Rasse entscheiden.
Bild 6: Junghund Unkas an Rotte; Bild: Verfasser
Auch der Einsatz in reinen Rehwildrevieren sollte nicht mit diesen verhältnismäßig schnellen Hunden ausgeführt werden. Sie jagen zu druckvoll, lernen früher oder später, Rehe zu fangen und nutzen dazu jede Gelegenheit. Spätestens in der zweiten Saison hat man einen uferlosen Rehwildhetzer am Strick. Im Übrigen gibt es immer genügend Hunde, die auf den großen Bewegungsjagden Rehe mit großer Passion jagen. Größerer Bedarf besteht häufig an Hunden, die gezielt die Sauen suchen.
Nicht alle Eigenschaften der Kopovs sind angenehm: Die Hunde können sowohl sensibel als auch sehr eigenwillig und stur, oder alles gleichzeitig sein. Insgesamt gibt es viele andere Hunderassen, die deutlich einfacher auszubilden und führiger sind. Letztendlich sollte Jägern, die weder entsprechenden Einsatz noch ausreichend Zeit haben, von der Anschaffung eines Kopovs abgeraten werden.
Bild 7: Festus von der Schweinegrube mit Verfasser an gemeinsam erjagten Keiler; Bild: Verfasser
Wer seinem jungen Hund jedoch kontrolliert positive Erlebnisse am Schwarzwild bietet, weiterhin mit ihm anfangs in kleinem Rahmen zusammen Beute macht und die Eigenwilligkeit der Rasse auszunutzen versteht, wird ab der dritten Jagdsaison einen ausgezeichneten Hund zur Saujagd führen.
- Boris Schnittker -