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Einarbeitung und Vorbereitung

 

Nachfolgend einige Empfehlungen für die Eingewöhnung, die Anlagenzuchtprüfung und die Jagdausbildung - wohlwissend, dass viele Wege nach Rom führen.

 

Sozialisierung und Bindung

Grace und Faxe 2

Die Jagd auf Sauen erfordert wesensfeste, psychisch belastbare und kontrollierbare Hunde. Dies setzt eine intensive und angepasste Sozialisierung des Welpen bzw. des Junghundes voraus. Nach über 20 aufgezogenen und ausgebildeten Junghunden decken sich meine Beobachtungen mit den wissenschaftlichen Erkenntnisse von (Jagd-)kynologen wie Prof. H. Wunderlich, Heinz Weidt etc., die warnend auf das enge Zeitfenster hinweisen: Bis zur 12. Lebenswoche sollte der Welpe kontrolliert an die belebte Umwelt und alle damit verbundenen Situationen herangeführt werden. Basis bildet eine stabile, belastbare Bindung des Junghundes zum Hundeführer.

Nicht wenige Experten halten eine solide Sozialisierung ab dem Welpenalter, sowie das züchterische Umwelt ab Wurfkistenzeit für wichtiger, als die genetische Abstammung. Vor dem Hintergrund kann ich jedem Welpenbesitzer dringend empfehlen, sich mit dem Thema intensiv auseinander zu setzen.  

 

Prüfungen

Los GP

 

Minimalziel sollte für jeden Hundeführer die Anlagenzuchtprüfung (AZP) sein. Da in der Regel von jungen Hunden keine konstante Leistung erwarten werden kann, rate ich dazu, die Prüfung nicht vor 16 Monaten abzuleisten. Es gibt immer Überflieger, doch gerade die Arbeit im Gatter erfordert Selbstbewußtsein, was bei unseren Hunden später als bei anderen Arbeitsrassen gefestigt ist und konstant abgerufen werden kann. Ungeduld ist der Feind der Bracken! Die neue Prüfungsordnung lässt zu Recht das Absolvieren der AZP bis zum Alter von 27 Monaten zu.

 


 

Führerfährte

Artos auf Führerfährte

 

Die Ausarbeitung der Führerfährte kann ab der 10. Woche geübt werden und gehört zum Grundgerüst eines jeden Stöberhundes! Entfernung und Stehzeit sollten dem Alter angemessen sein. Ich beginne damit, dass ich mich beim Fressen mit dem Futter ca. 25 m vom Welpen entferne, (wobei der Hund durch ein Familienmitglied an dem Verfolgen gehindert wird) und ende mit einer Strecke von bis zu 1.000 m im Alter von 5 Monaten.

Spätestens bis zum Alter von sechs Monaten muss dieser Trainingsabschnitt abgeschlossen sein. Danach wird häufig die Ausarbeitung einer Wildfährte der des Führers vorgezogen.

 


 

Grundgehorsam

Ablegen

 

…ist eine ausgesprochen wichtige Voraussetzung unserer Hunde und sollte regelmäßig und konsequent trainiert werden (Leinenführigkeit, Sitz, Platz, Ablegen, Folgen frei bei Fuß). Dies erfordert ein wenig Fingerspitzengefühl und scheint bei unseren Hunden nicht so einfach, da die angeborene Neigung zur Eigenwilligkeit und eine anfängliche Sensibilität dem entgegenwirken können. Ungehorsamkeit bei unseren Hunden führt neben Problemen im alltäglichen Umgang häufig dazu, dass die Hunde uferlos jagen, die Entscheidung zur Arbeit alleine treffen (z.B. im Fach Schweiss), nicht abgerufen werden können, Schärfe gegen andere Menschen und Hunde zeigen und schließlich zu Hause gelassen oder gar abgegeben werden.

 


 

Schwarzwild

Bonny v. Hexenkamp

 

Das Interesse an den Sauen muss beim Hund schon in der Frühprägung geweckt werden. Die ganze Einarbeitung sollte kontrolliert und zielorientiert auf diese Wildart ablaufen. Ich rate dringend dazu, den ersten Gatterbesuch so zu wählen, dass der Junghund (ab 9 Monate) an relativ jungen Schweinen (bis 50 kg) arbeitet. Der Hund muss Erfolg haben und die Sauen bewegen können. Negativerlebnisse werden in dem Alter schwer verkraftet. Gänzlich unbeeindruckte 100 kg Bachen oder Rotten, die wie eine Wagenburg die Hunde abwehren, können den Junghund anhaltend verprellen! Man kann mit 2 - 3 Einsätzen die Leistung der Hunde deutlich steigern, wobei man dem Junghund zwischen den Einsätzen mehrere Wochen zum Verarbeiten geben sollte. Der Hundeführer sollte bei den ersten Gatterbesuchen nicht teilnahmslos die Aktion ausserhalb des Gatters begleiten, sondern den Hund entschlossen unterstützen, sobald ihn der Mut verlässt. Hundeführer, die Angst vor Schweinen haben, werden nie schwarzwildscharfe (passionierte) Hunde besitzen!

 

Junghund am frischen Kessel

 

Ziel ist es, die Hunde auf diese Wildart zu prägen und sie zu motivieren, anhaltend an den Sauen zu arbeiten. Das Kunststück für die Prüfung besteht darin, das Leistungspotential des Hundes am Prüfungstag abzurufen, bzw. den Hund auf den Tag in Höchstform zu bringen. Nicht wenige gut veranlagte Junghunde sind kurz vor der Prüfung im Gatter "unter die Räder" gekommen und zeigten daraufhin am entscheidenden Tag geringe Leistung.

Vorsicht mit dem Einsatz der "halbfertigen" Hunde auf großen (Sau-)jagden! Aktionen geraten sehr schnell außer Kontrolle und die im Wesen noch nicht gefestigten Junghunde können Schaden nehmen.

 

Artos vom Hexenkamp

 

Die ersten Jagderlebnisse sollten in kleinem Rahmen unter Erfolg versprechenden Bedingungen gezielt an Sauen stattfinden.

 


 

Schweiss

Am Anschuss

 

Das Interesse an der Fährten- und Schweissarbeit sollte ebenfalls beim Hund schon in der Frühprägung geweckt werden. Anstatt den Schwerpunkt auf hohe Schwierigkeitsgrade zu setzen, rate ich dazu bei Junghunden kontinuierlich (alle 10- 14 Tage) zu arbeiten. Der Hund muss vorerst (nur) den Sinn der Übung verstehen und den Spass behalten. Jede Arbeit ist ein Ritual mit denselben Befehlen, derselben Kleidung, viel Ruhe und Lob. Sobald der Prüfungstermin für jeden Einzelnen feststeht, kann innerhalb von drei Monaten das Niveau zügig hochgeschraubt werden.

Achtung: Je mehr Einsätze dem Hund auf warmen Fährten geboten werden, desto schwieriger gestaltet sich die Disziplin Schweiss.

Die Leistung des Hundes in dieser Prüfungsdisziplin ist durch Übung sehr stark beeinflussbar - insofern ist dieses Fach im Gegensatz z.B. zum Spurlaut sicher keine Anlage.

 


 

Hasenspur

Brutus v. Hexenkamp vs. Hase

 

Die Hasenspur ist eine wichtige Disziplin in der Anlagenzuchtprüfung und wird entsprechend hoch gewichtet. Daher sind mindestens fünf Arbeiten am Hasen ab dem Alter sieben bis acht Monate Pflicht - 10 Arbeiten nicht ungewöhnlich. Bei nassem "schmuddeligem" Wetter bieten sich oft ideale Bedingungen, vor allem wenn der Hase sich nach einigen Hundert Metern drückt und der Hund den Hasen beim Ausarbeiten der Spur "sticht". Weniger ideal sind  mit Hasen zu dicht besetzte Reviere, sowie Waldreviere, in denen der Junghund sehr häufig an Schalenwild gerät und die Arbeit am Hasen abbricht. Bei weniger hetzfreudigen Hunden sollte man dem Hund mal einen Hasen auf Sicht geben und ihn diesen hetzen lassen so "weit die Beine tragen". Viele Hunde benötigen dieses Schlüsselerlebnis.

Sobald der Junghund die Spur passioniert, laut und sicher arbeitet, beende ich vorerst diesen Schritt und biete erst vor der Prüfung dem Hund wieder zwei bis drei Arbeiten an. Zuviel Hasenspuren können dem Hund den Spass an der Übung nehmen.

Der Spurlaut ist (im Gegensatz zum Fach Schweiss) eine reine Anlage - die Einflussnahme des Hundeführers ist begrenzt. Im Herkunftsland der Kopovs, vor allem den Bergregionen der Slowakei, gibt es faktisch keine Hasen. Eine züchterische Selektion im Hinblick auf diese Wildart und den Spurlaut am Hasen hat hier nie stattgefunden (im Gegensatz z.B. zu den Olper Bracken in Deutschland). Die Prüfung der Kopovs am Hasen ist eine deutsche Erfindung. Vor allem Hunde mit einem festen Nervenkostüm zeigen auch heute noch deutliche Probleme im Spurlaut am Hasen und werden leider vermehrt durch das Raster fallen. Züchterisch sinnvoll ist die eingeführte Prüfung im Fach "Fährtenlaut" am Schalenwild. 

Anmerkung: Als Hundeführer und Jagdleiter in Wolfskernrevieren trenne ich mich zunehmend von den überlauten Stöberhunden. Favorisiert werden bei uns Stöberhunde mit schwachem Fährtenlaut.


 

Schussfestigkeit

Bill v. Havelberger Dom, Cara und Bea v.d. Rossower Heide

 

…wird von mir nicht geübt. Ich rate davon ab, den jungen Hund ohne positive Verknüpfungen (Erlegung) mit wiederholten Trockenübungen in diesem Fach zu konfrontieren. Nicht wenige schussempfindliche Hunde wurden durch wiederholte, zu frühe und unangemessene Übungen produziert. Der Junghund wird auf ersten kleinen Jagdeinsätzen mit Schüssen konfrontiert. Die Witterung von Wild, der Laut anderer Hunde und im Idealfall ein erlegtes Stück führen dazu, dass der Junghund sehr schnell gleichgültig auf den Schussknall reagiert. Sollte ein Junghund zur leichten Schussempfindlichkeit neigen (aus welchem Grund auch immer) bietet beispielsweise die Arbeit auf der frischen Hasenspur eine ideale Gelegenheit, den Hund an den Schussknall zu gewöhnen. Echte anlagebedingte Schußscheue ist in der Regel nicht zu "kurieren".

 


 

Fazit

Nicht ungeduldig mit den jungen Hunden werden. Die Ziele im ersten Jahr sind bei mir zweigeteilt: Einerseits sollte der Hund unbeeindruckt auf alle Umweltreize reagieren, die Führerfährte und den Grundgehorsam sicher beherrschen und im Jagdbetrieb mit sämtlichen „Teilnehmern“ (Hunden, Jägern, Wild) vertraut sein. Der zweite Schwerpunkt liegt auf der gezielten und kontrollierten Prägung/Einarbeitung auf das Schwarzwild.

- Boris Schnittker -

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